Im Kölner Stadt-Anzeiger erschien heute ein Interview mit dem Immobilienmakler Hinterecker. Anlass ist der vom Wellpappenwerk Bandis und Knopp angekündigte Weggang aus Bergisch Gladbach. Das Unternehmen sucht eine Fläche von 100.000qm (14 Fußballfelder) um u.a. ein Großlager zu bauen, die vorgeblich in Bergisch Gladbach nicht gefunden werden könne. Daher müsse man aus der Stadt ziehen.
Nun schlägt Herr Hinterecker heute im Interview vor, dass der einzigartige Höhenzug zwischen Herkenrath und Moitzfeld, die Frischluftquelle für Bergisch Gladbach, doch ein idealer Standort wäre. Zwar gäbe es Seitens der Bürger Widerstand gegen solche Pläne (gemeint ist wohl u.a. die Bürgerinitiative Moitzfeld-Herkenrath), aber dem müsse man „politisch standhalten, wenn Bandis und Knopp bleiben soll“.
Diese Vorschläge zeigen dabei genau, warum die Bürger zu recht klar gegen derartige Gewerbepläne „auf der grünen Wiese“ sind. Da wird suggeriert, ohne ständiger Ausweitung von Gewerbeflächen würden langfristig Betriebe abwandern und es drohe „eine Schlafstadt“ – ohne dass die offensichtliche andere Folge benannt wird: Ein Verlust der einzigartigen Wohn- und Lebensqualität für alle Bürger, die Bergisch Gladbach doch gerade zu einer lebenswerten Stadt machen, bei gleichzeitig immer weniger Arbeitsplätzen je Fläche. Dabei wäre in einer zunehmenden Dienstleistungsgesellschaft genau der umgekehrte Weg richtig.
Aber gucken wir uns die Fakten an:
Bandis und Knopp sucht Fläche für ein Großlager, es sollen 43 Mio. € investiert werden und langfristig 200 Arbeitsplätze entstehen (heute hat das Werk 85 Mitarbeiter). Dafür würden 100.000qm einmalige und unersetzliche Landschaft, eine der letzten verbleibenden freien Höhenlagen mit herausragender Bedeutung für den Naturschutz und die „grüne Lunge“ der Stadt, geopfert werden.
Das hieße letztlich, eine Investition von 430€ je Quadratmeter Fläche, in der der Grundstückswert schon enthalten sein müsste – ein Wert, der von jedem besseren Parkplatz übertroffen werden dürfte. Offensichtlicher kann nicht sein, welche Verschwendung eine solche Nutzung in einer Stadt mit begrenzter Fläche generell schon wäre – von den Besonderheiten des Höhenzuges ganz abgesehen.
Auch das Arbeitsplatzargument zerfällt bei näherer Betrachtung: Auf eine Fläche von 500 Quadratmetern – was einem durchaus großzügigen Baugrundstück entspricht – käme rechnerisch genau EIN Mitarbeiter. Es ist offensichtlich, dass dieser Flächenverbrauch angesichts einer Stadt, die heute bereits über 30.000 Arbeitsplätze bietet, absolut unverhältnismäßig wäre.
Dabei bietet Bergisch Gladbach heute schon großes Wachstumspotential – auch für Gewerbe: Laut Gewerbekonzept verfügt die Stadt zur Zeit über 500-600.000 qm freie Gewerbeflächen, u.a. das neu geschaffene Gebiet in Obereschbach. Diese mögen für gigantische Großlager nicht reichen, aber bei einer ähnlichen Nutzung wie bisher als Wachstumsreserve noch für viele Tausende weitere Arbeitsplätze gut sein. Bis diese Grenze erreicht ist, braucht also über die Vernichtung von Lebensraum und Standortqualität, von denen letzlich alle Bürger und damit auch die Stadt profitieren, nicht weiter nachgedacht werden.
Neueste Kommentare